Sonderausstellungen 2003 – 2004

HiTechNatur
Rückblick

In den Jahren 2003/2004 hat das Pfalzmuseum für Naturkunde - POLLICHIA-Museum das Thema Bionik zum inhaltlichen Schwerpunkt seiner Ausstellungs- und Öffentlichkeitsarbeit, sowie zum besonderen Inhalt seiner museumspädagogischen Arbeit gemacht und damit eines der spannendsten und zukunftsweisenden Themen der heutigen Zeit aufgegriffen.
Kooperationspartner zur Realisierung dieses Großprojektes waren:
das Schweizer Naturmuseum Solothurn (www.naturmuseum-so.ch) und der Verein Forschungswerkstatt Natur-Kunst-Technik e.V. (www.Forschungswerkstatt.com).
Gefördert wurde das Projekt, insbesondere das umfangreiche und eindrückliche Begleitprogramm, von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz in Kooperation mit der Glücksspirale, der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz, der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz – Bildungswerk Rheinland-pfälzischer Initiativen und der BASF Ludwigshafen

Das Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum und der Verein Forschungswerkstatt Natur-Kunst-Technik e.V. danken allen Förderern und Kooperationspartnern für die bereitwillige Unterstützung beim Aufgreifen und Umsetzen eines der Zukunftsthemen unserer Zeit.

Zum Thema Bionik

Der als „Technologie der Zukunft" bezeichnete Wissenschaftszweig Bionik, sprachlich zusammengesetzt aus Biologie und Technik, befasst sich mit der technischen Umsetzung und Anwendung von Konstruktions-, Verfahrens- und Entwicklungsprinzipien biologischer Systeme. Hinter dieser nüchternen Darstellung verbirgt sich auch die Hoffnung, von der Natur als Vorbild Lösungen für eine ressourcenschonende und damit umwelt- und sozialverträgliche Technologieentwicklung gewinnen zu können.
Der Denkansatz, wie man von der Natur für die Technik lernen kann, ist allerdings nicht neu, sondern rührt an den alten Traum der Menschheit vom Fliegen können. So wird zum Beispiel Leonardo da Vinci häufig als begnadeter Vorbild-Bioniker bezeichnet.

Neu ist allerdings, dass sich die Bionik inzwischen als anerkannter interdisziplinärer Wissenschaftszweig etabliert hat mit einem derzeit enormen Innovations- und Wachstumspotential, an das hohe Erwartungen geknüpft werden hinsichtlich der Entwicklung hocheffizienter Zukunftstechnologien. Absehbar ist, dass Bionik in den kommenden Jahren in Forschung und verschiedensten Wirtschaftszweigen noch stark an Bedeutung gewinnen wird und damit auch neue Arbeitsfelder entstehen für Fachkräfte, die Biologie, Ingenieurswissenschaften und Wirtschaft interdisziplinär vermitteln und integrieren und in diesen Bereichen fundiert agieren können. Besondere Beachtung erfährt auch die in Bezug auf die Bionik erst jüngst in Gang gesetzte kritische Theoriediskussion. Perspektiven für ein Naturverständnis werden aufgezeigt, bei dem es nicht nur um die Entwicklung hin zu ressourcenschonenden Technologien geht, sondern auch um den Versuch, die Natur als Vorbild für eine natur- human- und sozialverträgliche ökonomische Ethik mit der Zielidee der Nachhaltigkeit zu nutzen. Es wird aber auch vor Euphorie gewarnt und die Grenzen der Bionik aufgezeigt, die nicht immer umweltfreundlich und sozialverträglich per se ist, so dass auch jeder Einsatz bionisch entwickelter Technologien von den jeweiligen Entscheidungsträgern sorgfältig und verantwortungsbewusst geprüft werden muss im Sinne der Nachhaltigkeit gegenüber zukünftigen Generationen.

Diese vielfältigen, zukunftsweisenden und kritischen Ansätze des Themas Bionik sind sowohl in der Ausstellung „HiTechNatur – Wachsen und Bauen" als auch in dem Begleitprogramm „HiTechNatur – Von der Natur lernen" enthalten gewesen. Das Thema Bionik am Pfalzmuseum für Naturkunde aufzugreifen, war deshalb in mehrfacher Hinsicht höchst anspruchsvoll.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung war in besonderer Weise geeignet, ein breites Publikum in einem Naturkundemuseum anzusprechen, weil sie die feinen Bauweisen der Natur aufzeigte und damit das Verstehen biologischer Prozesse und Erkenntnisse in den Vordergrund stellte - eine Grundvoraussetzung um natürliche Strukturen und Prinzipien in technische Prozesse umsetzen zu können. In der Ausstellung wurde bewusst die Faszination über die Erfindungen der Natur in den Vordergrund gestellt. Einblicke in technische Entwicklungen, die der Mensch parallel oder nach dem Vorbild der Natur entwickelt hat, waren ebenso möglich wie Ausblicke, die über den Rand des naturwissenschaftlichen und technischen Wissens und Denkens hinausgingen und unser Alltagsleben, unsere soziale Geschichte ebenso berührten wie unser Gefühlsleben. Mit dem Aufgreifen sowohl historischer Entwicklungen als auch aktueller Forschungsansätze warf die Ausstellung Fragen auf, wies auf Widersprüche und Grenzen hin und lud zum Nachdenken und zur Diskussion ein. Sie machte bewusst, dass ein reines Kopieren der Natur unmöglich ist und dass eine naturverträgliche Technik eigenständige verantwortungsvolle Lösungen verlangt. Gerade dieser vielschichtige und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Ansatz mit knappen, aber prägnanten Texten zu vielen Objekten aus Natur und Technik machte neugierig, verlangte nach mehr und hinterließ einen staunenden, aber auch nachdenklichen und dankbaren Eindruck bei den Besucherinnen und Besuchern.

Zum Begleitprogramm

Begleitend zur Sonderausstellung „HiTechNatur – Wachsen und Bauen" wurden spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche von der Museumspädagogik des Hauses ausgearbeitet.
Aufgrund der Kooperation des Pfalzmuseums für Naturkunde mit dem Verein Forschungswerkstatt Natur-Kunst-Technik e.V. konnte darüber hinaus ein sehr umfangreiches wissenschaftliches und pädagogisches Begleitprogramm zum Thema Bionik durchgeführt werden. Es wurde in den Jahren 2002/2003 von der Biologin Ute Wiegel konzipiert, die auch von Seiten des Vereins die erforderlichen Fördermittel von über 30.000 Euro für die Realisierung des Projektes erschlossen hat. So konnten sich die Museumspädagogik des Pfalzmuseums und das Bionik-Projekt des Vereins „HiTechNatur – Von der Natur lernen ?“ zu einem sehr erfolgreichen Jahresprogramm mit vielfältigen Angeboten auf sehr unterschiedlichen Vermittlungsebenen ergänzen und damit ganz unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

Das Begleitprogramm „HiTechNatur – Von der Natur lernen“ umfasste interaktive Führungen und Workshops zur Sonderausstellung für Menschen ab 5 eine wissenschaftliche Vortragsreihe, in der führende Bioniker Deutschlands Einblicke in die aktuelle Bionikforschung gaben zwei Fortbildungsveranstaltungen, in denen die Inhalte der Bionik, die Prinzipien bionischen Forschens und die didaktischen Ansätze zur schulischen und außerschulischen Vermittlung von Bionik für Multiplikatoren aufbereitet wurden zwei Forschungswerkstatt-Pilotprojekte zum Thema Bionik für Kinder und Jugendliche eine Abschlussveranstaltung mit Präsentation der Ergebnisse aus den Projekten

Eine ausführliche Dokumentation wird zur Zeit vorbereitet.

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